Heidi HielscherMALEREI und Holzskulpturen

Kreisgalerie Dahn, August 2010

Hallo, guten Tag, liebe Kunstfreunde

Vergänglichkeit? Beständigkeit?
Das ist unser heutiges Thema. Beide Begriffe sind mit einem Fragezeichen versehen, denn es sind wichtige Sinnfragen im Leben von Heidi Hielscher.

Sie erfuhr, dass der Wandel von Beständigkeit zur Vergänglichkeit ein wichtiger Begriff ist. In ihrem Leben hat sie genau diesen Wandel erlebt.

1943 – während des 2. Weltkrieges geboren – und in Ostberlin aufgewachsen, mit 16 Jahren herausgerissen aus der liebgewonnenen Umgebung, dem Freundeskreis, erlebte sie mit der Flucht das erste Mal die Unbeständigkeit und die Veränderung im Leben.

Von diesem Zeitpunkt an begann die Philosophie – die Liebe zur Weisheit –allmählich einen großen Raum in ihrem Leben einzunehmen.

Das Lernen, Horizonterweiterung, das Bemühen und Streben nach „Durchblick“ (zu sehen in ihren Holzskulpturen), alles das äußert sich in ihrer künstlerischen Arbeit. Aus ihrer Vita können Sie verschiedene Stationen ihres Lebens entnehmen. Sehr wichtig waren für sie außer der genannten Flucht ihr mehrjähriger Aufenthalt in Griechenland und ihre spätere Ausbildung zur Ergotherapeutin und die anschließende Arbeit in einer neurologischen Klinik mit hirngeschädigten Menschen.

Der Wandel, die Vergänglichkeit, aber auch die Gewissheit eines Neubeginns prägten Heidi Hielscher. In ihren Kunstwerken drückt sich diese Lebenseinstellung aus. Sie sagt selbst, dass Kunst nicht nur schön sein soll, sondern auch zum Nachdenken anregen soll. Der Betrachter eines Kunstwerkes sollte aufmerksam, achtsam, offen und neugierig, in „liebevoller Erwartung des Findens“ sein.

Arthur Schopenhauer sagte: „ Mit einem Kunstwerk muss man sich verhalten, wie mit einem großen Herren: nämlich sich davor hinstellen und warten bis es einem etwas sagt.“

Beständigkeit?! Der Wandel!!! Die Geschichte unserer Erde zeigt den ewigen Wandel. Wo bleibt die Beständigkeit?

Wir könnten sie im Gold finden. Gold gilt als beständig. Es steht für Werte. Gold kann tausende von Jahren in der Erde liegen, es widersteht allen Natureinflüssen und behält dennoch seinen Glanz. Die Werte die man ihm zuschreibt sind z.B. Wahrheit, Ganzheit, Vollständigkeit, Schönheit, Kostbarkeit u.v.a.m. In früheren Zeiten war es nur höchsten Würdenträgern vorbehalten, Gold zu tragen. Es gilt als magisches Symbol und galt früher als archetypisches Symbol der Unsterblichkeit.

In diesem Sinne benutzt Heidi Hielscher auch das Gold in ihren Bildern und Skulpturen. Es zeigt die Beständigkeit im Gegensatz zum Rost, welcher in einigen Bildern als Ausdrucksmittel eingesetzt wird. Und sie vergoldet alte Werkzeuge, um die Arbeit der Handwerker und
Bauern zu adeln.

Heidi Hielscher hat ihre Kunstwerke in bewusster Unabhängigkeit und Distanz zum Kunstmarkt geschaffen. Sie wollte die Malerei und ihre Holzskulpturen inhaltlich und technisch weiter entwickeln. Ihr Lebensthema – die Philosophie -die Vergänglichkeit? die Beständigkeit? sollte darin ihren Ausdruck finden. Auf ihrer Internetseite zeigt sie bewusst die Entwicklung in ihrer Kunst im Laufe der Jahre.

Nun ein paar Worte zur Technik ihrer Werke: Bilder entstehen in Schichten, sie brauchen Zeit, um in langen Prozessen zu reifen. Manchmal werden sie zur Seite gestellt, wenn der Funke der Kreativität fehlt, und sie wartet auf den richtigen Moment, wenn ein Gedanke, ein Gefühl sich umsetzen lässt, um das Ganze abzuschließen.

Heidi Hielscher arbeitet hauptsächlich mit selbst hergestellten Farben aus Pigmenten in Öl oder Acryl, auf  Leinwand oder Holz.

Sie verwendet die unterschiedlichsten Farbpigmente, Erden, Asche, Marmormehl, Eisenfeilspäne, Edelstahl, Kupferpulver, Schlagmetalle und echtes Gold.

Noch eine Anmerkung zu der Tetralogie:

„Lasst uns das Leben leise wieder lernen“ (aus dem Gedicht von Nelly Sachs). Unter diesem Titel schuf Heidi Hielscher ein vierteiliges Kunstwerk. Sie schuf es 2008 unter dem Einfluss der Berichterstattungen in den Medien über den Jahrestag der Pogrome von 1938. Seit sie als junge Schülerin ein Referat über das Warschauer Ghetto hielt, beschäftigt sie die Geschichte der Judenverfolgung im Dritten Reich und der Gräueltaten durch die Nazis immer wieder.

Das Werk ist in Mischtechnik auf Leinwand mit Asche und Holzkohle gearbeitet. Die vier Teilbilder ergeben bei entsprechender Hängung ein Ganzes mit den Maßen 260 cm Breite x 320 cm Höhe. Leider sind uns in unserer näheren Umgebung keine räumlichen Möglichkeiten bekannt, das
Werk in dem gedachten Format zu hängen. Aber wie Sie hier sehen, sind die Bilder auch in Einzelhängung sehr eindrucksvoll.

Sie finden neben dem Gästebuch am Eingang Exemplare des Gedichts „Stufen“ von Hermann Hesse, welches zu dem heutigen Thema Vergänglichkeit / Beständigkeit passt.

Für weitere Fragen steht Frau Hielscher gerne zur Verfügung.

Beim Betrachten ihrer Arbeiten wünsche ich Ihnen viel Freude.

Danke schön.

(Esjott)