Heidi HielscherMALEREI und Holzskulpturen

Pirmasens, 25. Februar 2010

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

ich freue mich zu so vielen Kunstliebhabern und Kunstfreunden zu sprechen.

Als Heidi Hielscher an mich herantrat mit der Bitte, die Einführung zu ihrer Ausstellung zu halten, kamen verschiedene Gedanken und Gefühle in mir auf. Ich freute mich zuerst über so eine ästhetische und authentische Kunstausstellung, die Heidi Hielscher hier präsentiert, zu sprechen. Doch dann kamen Gedanken wie: „ Oh Gott, was sagt man da, was wird ihrer Kunst gerecht und klingt nicht zu abgehoben?“ Doch dann sagte sie zu mir: „Sprich einfach darüber, was ich dir so oft über Kunst erzähle“. Und dann war es leicht für mich.

Ich kenne ihre Begeisterung für und ihre Liebe zur Natur. Ich weiß von ihrer Achtsamkeit und Bewusstheit , mit der sie durchs Leben geht. Ich kenne ihre Liebe, über philosophische und religiöse Themen zu debattieren. Und ich kenne ihr Brennen für die Kunst.

Immer wieder stellt sie sich die Frage: „Was ist Kunst?“ Und damit ist sie nicht allein. Denn heute ist die Frage nicht einfach zu beantworten. Da tauchen Begriffe auf wie Ästhetik, Authentizität, Wahrheit, Glaubwürdigkeit. Wie soll der Betrachter die Werke einschätzen? Der Betrachter muss zum Interpreten werden. Ich denke an die Aussage von Arthur Schopenhauer, der meinte: „ Mit einem Kunstwerk muss man sich verhalten, wie mit einem großen Herren – nämlich sich davor hinstellen und warten bis es einem etwas sagt.“

In den sehr vielfältigen Werken von Heidi Hielscher kann man sicherlich erfühlen, wie sich ihre Lebenseinstellung ausdrückt, ihre Liebe zur Schönheit der Natur, die es zu bewahren gilt, aber auch ihre philosophische Einstellung kommt in ihren Werken zum Ausdruck. Für sie bedeutet die seelische und geistige Entwicklung eines Menschen der Sinn des Lebens schlechthin.

Gerade ihre Treppenbilder, die Durchbrüche in ihren Skulpturen zeigen, wie wichtig ihr das Lernen, die Horizonterweiterung, das Bemühen und Streben nach „Durchblick“ ihr gesamtes Leben beeinflusste.

Typisch ist ihre Themenwahl für diese Ausstellung, der Spruch von Rainer Maria Rilke: „ … denn vergessen Sie nicht, dass die Kunst nur ein Weg ist, nicht ein Ziel.“

An dieser Stelle möchte ich auf ihre Vita hinweisen, die vorne im Foyer aushängt zusammen mit dem Foto der Blutpflaume mit dem Gedicht – ebenfalls von Rainer Maria Rilke:

„Künstler sein heißt:
Nicht rechnen und zählen –
reifen wie ein Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht –
ohne die Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch.
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit.
Ich lerne es täglich,
lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin:
Geduld ist alles!

(Rainer Maria Rilke)
Wenn Heidi Hielscher Geduld sagt, dann ist darin gleichzeitig Mut, Ausdauer und Kraft impliziert. Mit großer Ausdauer und Kraft hat sie über viele Jahre ihre Kunst betrieben, ohne auf finanzielle Engpässe zu achten, Beharrlich hat sie experimentiert, verschiedene Techniken ausprobiert. So kann ich Ihnen verraten, dass sie ihre Farben größtenteils selbst mit Pigmenten und Bindemitteln
herstellt. Die Bildträger sind Leinwand oder Holz, sie verwendet die unterschiedlichsten Farbpigmente, Erden, Asche, Marmormehl, Eisenfeilspäne, Kupferpulver, Schlagmetalle und echtes Gold.

Ihre Skulpturen sind aus heimischen Hölzern gefertigt, Buche, Edelkastanie, Eiche; Kiefer und Fichte, letztere drei oft auch aus dem Abriss alter Häuser. So ist die Bearbeitung der Jahrhunderte alten Eiche oftmals recht schwierig. Sehr gerne verbindet sie die Skulpturen mit Teilen alter Handwerkzeuge, die sie zum Teil auch vergoldet. Die meisten der Skulpturen sind auch zum Aufstellen im Freien geeignet, da sie mit Sumpfkalk oder chinesischem Tung Öl in mehreren Schichten behandelt wurden.

Sollten Sie weitergehende Fragen haben, so steht Ihnen Heidi Hielscher heute Abend gerne zum Gespräch bereit.

Ich bedanke mich für Ihr Zuhören und wünsche Ihnen viel Genuss mit Kunst, Häppchen und Sekt. Zunächst bitte ich Sie noch einmal um Ihre Aufmerksamkeit für die Musiker des heutigen Abends.

(Esjott)